Klaus Klein
In meinen Seminaren beginnen unsere Bildbesprechungen grundsätzlich mit der Aufforderung an die Teilnehmer, sich zuerst positiv über die eigene Arbeit zu äußern. Das hat seinen Grund darin, dass viele Menschen weniger Gelungenes und Negatives eher kritisieren als die positiv erfolgreichen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Konstruktive Kritik ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung.
Die Bundes-Kunst-Ausstellung der Sparte Bildende Kunst in der Stiftungsfamilie BSW & EWH stellt einen hohen Anspruch an die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Für mich ist dabei nicht maßgeblich ob jemand professionell tätig ist oder Hobby-/Freizeitkünstler. Während der Profi die Kunst als Beruf und damit zum Lebensunterhalt ausüben muss (!) kann der „Nebenberufliche“ frei von dieser Kondition Kunst schaffen. Quintessenz ist der Anspruch an sich selbst. Die Chance sein Kunstwerk in einer bundesweiten Ausstellung – auf höchstem nationalen Niveau - zu präsentieren, stellt die Herausforderung, das beste Kunstwerk auszuwählen. Die gewissenhafte Werkeauswahl begründet die Hoffnung, dass „mein“ Exponat im nationalen Vergleich für die nächste Stufe der europaweiten Ausstellung der FISAIC juriert wird.
Dies vorausgeschickt erwartet jeder Teilnehmer zu Recht wertschätzende Sorgfalt und optimale Präsentation seines Werkes im Katalog und in der Ausstellung. Redaktionelle Gründe bei der Zusammenstellung des Katalogs, ungünstige örtliche Gegebenheiten und Lichtverhältnisse des Ausstellungsaumes müssen wir dabei akzeptieren.
Die 250 Exponate der regionalen Malgruppen und des Wettbewerbs im Archiv Ludwigshafen erfüllten diese Ansprüche in hohem Maße. Schon beim Aufbau stießen die Werke auf interessierte Betrachter und das Gros der Vernissage-Besucher beurteilte Auswahl und Präsentation der Bundekunstausstellung 2018 positiv.
Eine meiner Aufgaben war, die Jury für die Auswahl der Exponate zu organisieren, die an der FISAIC-Ausstellung teilnehmen. Die Berliner Künstlerinnen, Karoline Koeppel, Christine Arweiler und Astrid Bathe, zeigten sich von der Vielseitigkeit und teilweise professionell künstlerischen Qualität beeindruckt. Nach mehr als vier Stunden Werkschau und Diskussion hatte das Trio die 30 Exponate für Gent aufgelistet, fotografisch dokumentiert und deren Etiketten mit roten Punkten versehen. Während die die Damen eine wohlverdiente Kaffeepause genossen, erfasste ich auf meinem Rundgang jedes mit einem roten Punkt gekennzeichnete Exponat in einer eigenen Liste. Der Vergleich mit den Aufschreibungen der Jury ergab, dass exakt 30 Exponate mit einem roten Punkt auf dem Bildetikett gekennzeichnet. Die Juryliste und meine Aufschreibung waren identisch. Am Freitagabend, 01.Juni 2018 stand die Bundeskunstausstellung bereit für die Eröffnung. In der Woche bis zur Vernissage erhielt die FISAIC das Verzeichnis der ausgewählten Exponate einschließlich der jeweiligen Werkfotos.
Bei der Vernissage am Freitag 08. Juni sorgten einige rote Punkte, die in der FISAIC-Exponatenliste nicht verzeichnet waren. für Verwirrung. Eine sachlich begründete Erklärung dafür habe ich bis heute nicht. Die Kritik an dieser Situation ist absolut gerechtfertigt. Die Schlussfolgerung, dass Inkompetenz oder gar Willkür die Ursache dafür seien, entbehrt jeglicher sachlichen Grundlage und gegenseitigen Wertschätzung. Im Sinne meiner eingangs geschriebenen Auffassung bitte ich Vermutungen und Gerüchten kein Gehör zu schenken. Sie wuchern ungezügelt und bezeichnen einen kontraproduktiven Negativtrend den wir nicht weiter treiben dürfen..
Verwirrung und Enttäuschung sind verständliche Reaktionen, für die ich hiermit um Entschuldigung bitte.
Keiner kann das Vorgefallene ungeschehen machen – für meinen Teil habe daraus folgende Schlüsse gezogen:
Auch wenn alle alles richtig gemacht haben und eine Ausstellung top ist, werden Wettbewerbe und Jurys in der Bildenden Kunst zu keiner Zeit objektiv verifizierbare Ergebnisse haben. Es gibt keine genormte Messlatte für die künstlerische Qualität. Die von vielen Faktoren abhängige Urteilsfähigkeit des Menschen führt zwangsläufig ein eher subjektiv geprägtes Bewertungskriterien.
Was zählt, ist der olympische Gedanke des Dabeiseins. Er ist eine Quelle der Motivation. Jede Teilnahme an einer Ausstellung ist ein Schritt über die Grenzen der eigenen (kleinen) Welt. Man übergibt seine Idee, sein Werk und auch sich selbst der öffentlichen Wahrnehmung. Die Auffassung, dass dann Kunst im Auge des Betrachters entsteht, teile ich nicht. Meine Erfahrung und daraus resultierende Überzeugung ist: Ehrliche Reaktionen, Feedback und konstruktive Gespräche mit Kunstinteressierten und KünstlerInnen bilden die Stufen der weiteren Entwicklung.