Auf Einladung des BSW haben wir, Michaela und ich an einem Treffen der kroatischen Eisenbahner-Maler teilgenommen. Das Maler-Symposium fand in Otacac vom 04.bis 06.Juni 2017 statt. Wir waren von 10 Teilnehmern die einzigen (deutschen) Ausländer.
Um eventuelle ferienbedingte Verkehrsstaus zu vermeiden, sind wir bereits am Freitag vor Pfingsten gestartet und sind sicherheitshalber nicht die Tauernroute gefahren, sondern „außenrum“ d.h. von uns daheim (Augsburg) über Passau, Wels und Graz. Das war gut so! Es ist zwar etwas länger, und wir hatten zwei Übernachtungen zusätzlich. Dafür hatten wir am Samstag Zeit genug, noch einen ausgiebigen Ausflug zu den Plitvicker Seen zu machen. Am Pfingstsonntag bei der Begrüßung waren wir ausgeruht und gut gelaunt.
Der Empfang durch die Leiterin der Malergruppe Tanja Horvat und die übrigen Künstler war überaus herzlich. Wir hatten schnell Kontakt, und auch die sprachliche Barriere bedeutete kein Hindernis. Mit Tanja ging es gut auf Englisch, Marija sprach ausgezeichnet deutsch, und mit den anderen ging es auf „babylonisch“.
Gleich nach der Begrüßung zeigte uns Tanja das für die Gruppe eingerichtete Atelier im Stadtmuseum und stellte uns der Museumsleiterin vor.
Nach dem Mittagessen schwärmten wir an der Gacka aus (gesprochen: Gazka), wo sich uns landschaftlich-malerische, reizvolle Motive in Hülle und Fülle boten.
Die Flusslandschaft, die alten, verfallenen Häuser oder die zahlreichen Flussmühlen, ganz gleich, wohin das Künstlerauge schaute, überall gab es Begeisterndes für die Leinwand oder den Malblock.
Am Montag (kein Feiertag in Kroatien) war der Vormittag dem gemeinsamen Malen mit dem städtischen Kindergarten gewidmet. Das war für alle Beteiligten ein Riesenspass.
Am Nachmittag hatte sich die Gruppe in der Landschaft verteilt und jeder suchte sein eigenes Sujet. Wir hatten uns kurz entschlossen für eine Flussmühle an den Quellen der Gacka entschieden. Die wollten wir malerisch umsetzen. Doch daraus wurde nicht viel: Bei der Ankunft an der Mühle stellten wir fest, dass da bereits einige männliche Personen anwesend waren. Alle in Kampfanzügen. Das war uns nicht ganz geheuer! Zumal die Auswirkungen des Bürgerkriegs der 90er Jahre noch allgegenwärtig sind.
Aber die Bedenken waren schnell beseitigt. Es handelte sich bei der Truppe um ein privates Minenräumunternehmen, das in den umliegenden Wälder und Wiesen noch vorhandene Landminen und Munition unschädlich machten. Die Männer hatten gerade ihre Arbeitszeit beendet. Gut gelaunt, aber auch schon reichlich alkoholisiert, hatten sie auf einem riesigen Grill ein ziemlich großes Tier zubereitet. Uns wurde lautmalerisch mit „mäh, mäh“ angezeigt, um welche Sorte Fleisch es sich handelte. Herzlich, aber nachdrücklich wurden wir eingeladen, den Braten mit zu genießen. Einschließlich Slivovitz. Eine Weigerung wäre als Beleidigung aufgefasst worden, und beleidigen wollten wir niemand. Also waren wir dabei. Das dauerte den ganzen Nachmittag und die Malerei hatte das Nachsehen.
Nach dem Abendessen traf sich die Malergruppe nochmal im Atelier wieder, um die tagsüber angefertigten Skizzen auszuwerten oder die angefangenen Bilder zu vollenden. Wir beide hatten ja einiges aufzuholen.
Dem im Atelier stehenden Klavier konnte ich allerdings nicht widerstehen. Ich setzte mich an die Tasten. Wollte nur ein wenig probieren.
Es wurde aber ein lustiger, langer Abend daraus mit viel Sentimentalität.
Farbe und Musik. Der Paragone hatte hier keinen Platz. Es war wunderschön.
Der letzte Tag, Dienstag, verging viel zu schnell.
Den Vormittag verbrachten wir im Atelier. Das Mittagessen war um 14.00 Uhr vorgesehen, gegen 18.00 Uhr sollte die offizielle Verabschiedung durch Tanja und einen Vertreter der Stadt stattfinden.
Wir wollten daran anschließend die Nacht durch nach Hause fahren. Die Planung lief dann aber doch zeitlich etwas aus dem Ruder. Das Mittagessen wurde auf 15.00 Uhr verschoben, was real 16.00 Uhr bedeutete. Und die Verabschiedung würde sich entsprechend auch verzögern. Mit dem Ergebnis, dass sich unsere Abreise ebenso weiter verspäten würde.
Wir entschlossen uns deshalb zum sofortigen Aufbruch.
Schnell wurde von Tanja die Vertreterin der Stadtverwaltung informiert.
Die kam auch bald und verabschiedete uns mit herzlichen Worten und dem Dank für unser Kommen. Man überreichte uns Teilnehmerurkunden und Geschenke. Wir ließen dafür, wie vereinbart, unsere Bilder zurück und drückten unseren Dank für die überaus freundliche Aufnahme und Gastfreundschaft aus. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.
Die rührende Verabschiedung von allen kroatischen Künstlern war der Schlusspunkt von 3 wunderschönen Tagen mit gleichgesinnten Menschen, die uns auf warmherzige Art empfangen und in ihren Kreis aufgenommen hatten.
Ganz herzlichen Dank dafür! Der Aufenthalt in Otocac wird uns in Erinnerung bleiben.
Auf dem direkten Weg, also über die Tauernautobahn, Salzburg und München ging es heimwärts. Das war dann nochmal eine teure Geschichte.
Wir erreichten Haus und Hof am Mittwoch, den 07.06.2017 um 1.30 Uhr.