Vom Donnerstag 21. Juni bis Freitag, 01.Juli 2017 wird der Konferenzraum Blomberg im BSW-Hotel Isarwinkel zum Atelier. 17 Künstlerinnen und Künstler platzieren Arbeitstische, Staffeleien. Zeichenpapier, Aquarellblöcke Stifte, Pinsel und Farben deuten an:
Hier wird kreaktiv gearbeitet.
Drei Tage lang steht Freihandzeichnen auf der Agenda. Klaus Klein, der neue Seminarleiter in Sachen Bildende Kunst beim BSW, beginnt mit lockernden Grundübungen – vertikale und horizontale Linien mit Bleistift, Kohle oder Kreide. Nach einer kleinen Hilfestellung ganz easy. Daraus entwickeln wir das nächste Motiv. Aus Quadrat und Kreis wird eine Kugel in der Box in Zentralperspektive. Es gibt keine Vorlage. Das Bild formt sich vor unserem inneren Auge und wird in der Zeichnung visualisiert. Eine spannende Herausforderung bezüglich Perspektive sowie Licht und Schatten.
Glasmotive |
Gut geübt widmen wir uns dann der Zeichnung von Stillleben mit Gläsern und Flaschen. Klaus erläutert, dass die Berührung und Überschneidung der geometrischen Flächen - insbesondere der Ellipsen - mehr Spannung im Bildaufbau und natürlich auch beim Zeichnen erzeugt. Die Lichtbrechung der Durchsichten und Reflexe setzen Kontraste. Prost |
Zum Abschluss unseres Zeichenkurses ist Kindergeburtstag …
…natürlich nicht. Luftballons, auf die die Hauptachsen sowie Augen, Nase und Mund gezeichnet werden, sind unterhaltsame Vorarbeit zur Porträtstudie.
Die „Ballonköpfe“ werden in weiteren Schritten zu einem gezeichneten Porträt ausgearbeitet.
Am Sonntag besuchen wir die Kunstmesse Weilheim. 50 Kunstkolleginnen und -kollegen , überwiegend aus dem Süddeutschen Raum, stehen im Umfeld ihrer Exponate zu Gesprächen bereit. Wir haben höchst interessante Eindrücke mitgenommen.
Für Mittwochabend sind Aktstudien mit Jeanette Stahlberg angesagt.
Wir haben ca. 10 Minuten Zeit, ein Position des Modells zu erfassen und auf dem Papier umzusetzen. Eine effektive Übung zur Schulung des Blicks und Weiterentwicklung der zeichnerischen Fertigkeiten.
Am Montagmorgen übernimmt Uli Hoiß – ein gefragter Aquarellist aus Kochel am See. Uli und das BSW sind eine langjährige kreative Symbiose. Als Befürworter der Pleinair-Malerei vermittelt er Grundlagen der Maltechnik mit Wasserfarben am liebsten draußen: Motivwahl. Bildaufbau, Vorzeichnung, erste Lasur und Ausarbeiten von hellen und dunklen sowie Farbkontrastflächen. Er erläutert und malt jedes Motiv vor und agiert als Rettungsschwimmer kurz vor dem „Absaufen in der Nass-in-Nass-Technik“
Um den Lerneffekt zu optimieren, arbeiten in einer Vormittags- und Nachmittagsgruppe.
Organisationsbedingt erarbeiten wir unser erstes Motiv „Mallorkinische Boote“ indoor anhand einer Beamerprojektion.
Schwerpunkte sind die treppenförmige Anordnung der Boote, das Vernachlässigen der Architektur im Hintergrund sowie der Hell-Dunkel-Kontrast.
Uli demonstriert die Vorzeichnung, die erste Lasur mit flachem Pinsel und wenig Pigmenten sowie die elementaren Schritte zum erfolgreichen Abschluss der Malerei.
Am Dienstag aquarellieren wir eine markante Weide am Isarufer. Aufgabe der Bildgestaltung ist der Baum. Er sprengt das Bildformat und definiert das Spannungsfeld zu der horizontal unter der Bildmitte verlaufenden dunklen Stützmauer entlang des Isarlaufs. Die Marktstraße ist Kulisse für die Tiefe erzeugende Fernwirkung. Die Details der Architektur lassen wir weg – sie würden nur vom Bildthema ablenken.
Mittwochs sitzen wir vor dem Pavillon im Rosengarten. Der achteckige Holzbau soll im Bildhintergrund bleiben und erst den zweiten Blick auf sich ziehen. Bildaufgabe und damit Eyecatcher ist der Rosenstrauch. Keine detaillierte Ausführung der Spalierkonstruktion und überdimensionierte Positionierung des Rosenstrauches rechts vor dem Pavillon. Uli erinnert: “Malt keine Details sondern konzentriert euch auf die zusammenhängenden Flächen.“
Donnerstags locken die Palmenkübel am Herderhaus zum nächsten Malort. Mit sicherem Auge begrenzt Uli das Motiv. Drei Kübel im Vordergrund, Augenhorizont ungefähr in Höhe der Blumentopfoberkannte. Ein paar weitere Kübel vor dem dunklen Hintergrund der dicht bewachsenen Pergola. Bildschwerpunkt ist der starke Kontrast zwischen dem hellwarmen Grün der Palmblätter und den kaltblauen Schatten. Achtung – auch bei diesem Motiv keine detaillierten Palmwedel sondern zusammenhängende Flächen malen und auf die unterschiedlichen Tonwerte achten. Die Kübel sind rund, stehen auf Ellipsen und haben auf einer Seite Köperschatten. Die Schlagschatten der Töpfe erstrecken sich parallel in die Wiese im Vordergrund -
Am Freitag, unserem letzten Tag, nehmen wir uns ein norwegisches Motiv vor. Uli meint, das Fischerboot am Pier sei eine leicht lösbare Aufgabe. Klarer Bildaufbau über horizontale Mittelachse und Vertikale in den Bildvierteln. Einfache Formen begrenzen Hell und Dunkel sowie den Farbkontrast des Schiffsrumpfes im blaugrünen Wasser.
Uli zeichnet vor – dann nehmen wir den Stift zur Hand. Uli demonstriert die erste Lasur mit sehr wenigen Pigmenten. Anschließend gehen wir mit Eifer an unser letztes Werk. Uli demonstriert den Abschluss seiner Malerei dann versuchen wir, seine Meisterschaft zu erreichen.
Am Ende einer jeden Malsitzung - Zwischenbilanz.
Uli erklärt, zeigt, und erläutert, wie ein Aquarell zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden kann. Mit Wertschätzung auf Augenhöhe gibt er vieles aus seinem Erfahrungsschatz preis. Lob ist für ihn kein adäquates Mittel auf dem Weg zum künstlerisch hochwertigen Aquarell. Er ermahnt immer wieder: Beißt euch nicht am Detail fest. Manchmal ist ein Schnaps das geeignete Malmittel auf dem Weg von symbolhaft lieblicher Malerei zur Aquarellkunst. Ein Schnäpschen verhilft zum Mut, den es braucht um die Farben spontan und locker aufs Papier zu setzen“. Dennoch erfordert die Aquarellmalerei ein hohes Maß an Konzentration. Mit einer sorgfältig proportionierten Vorzeichnung ist die Hälfte der Arbeit getan. Sind alle wichtigen Formen und Linien auf dem Papier, kann man mit den Farben fast nix mehr falsch machen. Pigmentarme Erstlasur und darauf folgend gezieltes Hervorheben der Kontraste. Entscheidend ist es, den künstlerischen Schlusspunkt der Malerei nicht zu erkennen.
Mein Resümee:
Freihandzeichnen braucht minimale Ausrüstung. Bleistift und Papier bereiten Spaß und die (Vor-)Zeichnung ist essentielle Grundlage eines guten Aquarells.
Als „ganz normaler“ Teilnehmer habe ich das gemeinsame Malen mit Uli Hoiß sehr genossen. Offen und ehrlich demonstriert und vermittelt er seine Kunst - keine Tricks sondern fundierte Grundlagen. Trotz jahrzehntelanger eigener Aquarellerfahrung habe ich einiges dazu gelernt.
In Verbindung mit dem rundum komfortablen und freundlichen Haus Isarwinkel sind die Tölzer Maltage des BSW eine Empfehlung für jeden kreaktiven Freund von Zeichnung und Wasserfarbe. Es lohnt, den nächsten Kurs vom 12. bis 22.Juli 2018 schon mal im Kalender vorzumerken..